Ist es Christen erlaubt, Gewalt anzuwenden?
Diese Frage ist angesichts der gegenwärtigen weltpolitischen Lage, insbesondere im Zusam-menhang mit dem Konflikt zwischen Russland und der Ukraine, von großer Brisanz. Wie in allem ist ein Christ auch in dieser Frage dazu angehalten, sich an den Geboten und dem Vor-bild seines Herrn Jesus Christus zu orientieren.
Als Jesus auf der Erde war, stand Israel unter römischer Besatzung. Die Juden glaubten, dass ihr Messias, den Gott ihnen verheißen hatte, sie von der Gewaltherrschaft der Römer befreien würde. Doch auch wenn Jesus die Möglichkeit dazu gehabt hätte, tat er es nicht. Denn der Auftrag Jesu bestand nicht darin, sein Volk von den Römern zu befreien, sondern es von seinen Sünden zu erlösen. Denn darin besteht die wahre Knechtschaft der Menschheit. Dies tat Jesus, indem er die Menschen dazu aufrief, sich von ihren bösen Wegen zu Gott zu be-kehren und seine Gebote zu achten. Außerdem starb Jesus für die Sünden der Menschen am Kreuz. Denn nur so war es möglich, die Schuld der MEnschheit zu sühnen, was wiederum die Voraussetzung ist, damit wir Menschen das Ewige Leben empfangen können.
Jesus gebot seinen Jüngern mit keinem Wort, sich gegen ihre Besatzer aufzulehnen noch sich in irgendeiner Weise an militärischen Aus-einandersetzungen zu beteiligen. Im Gegenteil: Jesus wies darauf hin, dass jeder, der Gewalt anwendet, mit Sicherheit selbst umkommen wird. Denn Gewalt führt in der Regel zu mehr Gewalt. Das Ergebnis ist eine schier endlose Spirale aus Gewalt und Vergeltung, die letzt-lich nur einigen wenigen, die vom Krieg und dem Leid anderer Menschen profitieren, in die Hände spielt....
Christen sind nicht dazu berufen, um gegen Menschen zu kämpfen, auch wenn diese Jesus ablehnen. Ihr Auftrag besteht darin, die Wahr-heit zu verkünden, damit Menschen Gott er-kennen und gerettet werden. Kriege zwischen den Völkern sind letztendlich die Folge da-von, dass die Menschheit Gott und dessen Gebote missachtet.
Die Anwendung von Gewalt, um andere zu schützen oder um "freiheitlich-demokratische Werte" zu verteidigen, sollte nicht mit Nächs-tenliebe, wie Jesus sie gelehrt hat, verwechselt werden und ist daher konsequent abzulehnen. Vielmehr ruft Jesus die Gläubigen dazu auf, Unrecht in Liebe zu ertragen, anstatt sich zu verteidigen oder zu versuchen, das eigene Le-ben oder das anderer Menschen mittels Gewalt zu retten. Im Falle drohender Kriegsgefahr empfiehlt Jesus seinen Nachfolgern, zu fliehen, sofern Gott ihnen die Gelegenheit dazu gibt. Doch unabhängig davon sollen Christen zu je-der Zeit bereit sein, für ihren Glauben ihr Leben zu lassen.
Obwohl Jesus die Macht hatte, sein Leben zu zu retten und seine Widersacher zu vernichten, ließ er das Unrecht, das die Menschen ihm an-taten, bis hin zu seinem Tod am Kreuz aus Liebe freiwillig über sich ergehen. Diese Liebe, die Jesus gegenüber seinen Feinden zeigte, dient Gläubigen als Vorbild für ihr Leben und Handeln. Zudem wusste Jesus, dass Gott ihn nach seinem Tod zum unsterblichen Leben auf-erwecken würde, wie es in der Heiligen Schrift über den Messias prophezeit ist. Ebenso hat auch jeder, der Christus aufrichtig nachfolgt, die Gewissheit, dass Jesus ihn bei seiner Wiederkunft lebendig machen wird. Deshalb brauchen Christen weder den Tod zu fürchten, noch sich an ihr irdisches Leben zu klammern, wel-ches ohnehin nur eine begrenzte Zeit lang währt. Alle Menschen hingegen, die im Krieg sterben, ohne durch den Glauben an Jesus die Vergebung ihrer Sünden und das Ewige Leben empfangen zu haben, werden für immer verlo-ren gehen....
Dass manche “Kirchen“ - damals wie heute – im Namen Gottes zum Krieg aufrufen und sogar Soldaten segnen, steht im Widerspruch zu den Geboten Jesu. Daher wird ein solcher Krieg auch nicht unter Gottes Segen stehen, ganz gleich, wer ihn entfacht hat oder wie er aus-gehen mag. Und nur was Gott gesegnet hat, wird wirklich gesegnet sein.
Hinzu kommt, dass bei Kriegen machtpolitische bzw. geostrategische Interessen im Vorder-grund stehen, und nicht die Wahrheit bzw. Gottes Wille. Ungeachtet dessen ist jeder Christ dazu aufgefordert, Frieden zu stiften und von Not betroffenen Menschen zu helfen. Die größte Hilfe besteht darin, dass Christen anderen Menschen die Frohe Botschaft des Evangeliums weitersagen, damit jeder, der sie annimmt, gerettet wird.
Anstatt also an diesem vergänglichen Leben festzuhalten oder sich an militärischen Aus-einandersetzungen zu beteiligen, lautet der Aufruf an alle Menschen, Jesus nachzufolgen. Denn nur durch den Glauben an Jesus hat jeder Mensch die Chance, an dem unvergänglichen Leben in der künftigen Welt, in der nie wieder Krieg sein wird und wo alle Menschen für immer in Frieden leben werden, teilzuhaben.